Offener Brief an die Außenministerin der Bundesrepublik Deutschland Anna-Lena Baerbock
Zum Tod der AL-JAZEERA
-Korrespondentin Shirin Abu Aqleh
Von Hakam Abdel-Hadi *)
Shirin Abu Aqleh, eine palästinensische Christin und Kollegin, wurde heute am 11. Mai in meiner Heimatstadt Jenin von israelischen Soldaten umgebracht. Sie war dabei, ihre Journalistenpflicht zu erfüllen, die sie seit vielen Jahren mutig tut: Dieses Mal über die Ereignisse in Jenin zu berichten.
Israelische Soldaten haben erneut die Stadt „erobert“ um, wie berichtet wurde, einen untergetauchten „gefährlichen“ Widerstandskämpfer zu inhaftieren. Üblicherweise wird in so einer Situation vor allem das Flüchtlingslager von Jenin besonders angegriffen, da dieses Lager als Zentrum des Widerstands in dieser Region gilt. Während ihrer Arbeit als Fernsehjournalistin wurde sie durch einen Kopfschuss eines israelischen Soldaten getötet.
Wer war Shirin Abu Aqleh?
Sie wurde im Jahre 1971 in Jerusalem geboren. Sie hat ihr Medienstudium an der jordanischen Yarmouk – Universität abgeschlossen und kehrte danach in ihre Heimat Palästina zurück. Sie arbeitete u.a. in dem offiziellen palästinensischen Radio STIMME PALÄSTINAS, im Jordanisches Fernsehen und schließlich seit 1997 als Korrespondentin der bekannten Fernsehanstalt AL JAZEERA.
Ihre Beiträge sind in der arabischen Welt weit bekannt. Sie hat fast ausschließlich über Ereignisse in der westbank und Gaza informiert.
Ich schließe nicht aus, dass diese Woche wegen ihrer gezielten Tötung ein Tag des Zorns in ganz Palästina ausgerufen wird. Vor allem in Gaza werden wegen der Blockade wahrscheinlich massenhafte Demonstrationen stattfinden. In der Westbank wird Präsident Mahmoud Abbas, der durch seine pragmatische Politik bekannt ist , versuchen die Gemüter zu beruhigen. Ob es gelingen wird, müssen wir abwarten.
Ich kannte die Kollegin sehr gut: Sie ist nicht nur eine hervorragende Kollegin, sondern auch eine sehr liebe Freundin.
Es ist mir bewusst, dass die deutsche Politik, vor allem in der letzten Zeit, stark pro israelisch ist. Sie sollte sich durch dieses Ereignis ein wenig verunsichern lassen.
*)Hakam Abdel-Hadi (82) lebt seit über 60 Jahre in Deutschland, deutscher Staatsbürger und war 20 Jahre als Redakteur bei der DW
tätig.